Teilnahme am Schreibwettbewerb "Seitenwind" -- Für mehr Info, was es damit auf sich hat, einfach unter Aktuelles nachsehen.
Die Auszeichnung
Sie bereitete sich in ihrer Kochnische ein ärmliches Mahl. Erbsen mochte sie besonders gern. Fleisch konnte sie sich nicht leisten. Oder sie hätte auf ihr tägliches Glas Bier verzichten müssen, um sich hin und wieder einen Schweinebraten kaufen zu können. Doch wozu? Mehr Freude bereiteten ihr die Science-Fiction-Filme, die sie jeden Samstag im ersten Programm zeigten.
In seinem goldenen Anzug aus einem Guss hob er sich kaum von dem Flugobjekt ab, das er soeben verlassen hatte. Kein Antrieb, keine Tragflächen, kein Fahrwerk. Eine Oberfläche, so glatt wie sie von keinem Menschen auf der Welt je zuvor geschliffen worden war. Seinem zwei Meter fünfzig großen Begleiter fehlten Gesicht und Hörorgane, doch vermochte er seine Umgebung in Sekundenschnelle zu scannen.
Die Ziehung der Lottozahlen wollte sie sich anschauen, beim Wort zum Sonntag noch einmal die Erbsen aufwärmen und sie gemütlich bei «Der Tag, an dem die Erde stillstand» aufessen. Der Pfarrer begann in typisch schwülstiger Art. Sie stellte den Herd an, lauschte schläfrig den seligen Worten, vergaß die Erbsen.
Positivanalyse: fehlende Abwehreinheiten. Nirgends lauerten Gefahren durch menschliche Spezies in der Umgebung der Landestelle. Ungehindert machten sie sich auf den Weg in Richtung der Lichter, in deren Nähe sie die Existenzwaben des Homo sapiens vermuteten. Schon bald schmerzten ihre Geh-Einheiten, die nur in den seltensten Fällen zum Einsatz kamen.
Der Geruch von Angebranntem stieg ihr in die Nase. Schlaftrunken sah sie Außerirdische auf dem Weg zu …
Und auch das Wesen im goldenen Anzug und sein riesiger Begleiter wurden durch den bisher unidentifizierten Geruch angelockt.
Jahre später nahm sie die «Schwarze Erbse», eine Auszeichnung für die Wegbereitung außergalaktischer Völkerverständigung, entgegen. Bis zu ihrem Tod zweifelte sie am Verstand der verantwortlichen Politiker.
Kurzgeschichten aus der Zukunft
Kryontopia
Eine persönliche Leidenschaft. Keine Saison ohne Formel 1. Davon muss ich mich nun verabschieden. Aber was soll’s? Nico Rosberg hat schließlich auch «Tschüss» gesagt. Es geht leider nicht anders. Die Gipsköpfe dieser Welt haben es tatsächlich geschafft: Ich will nicht mehr, habe keine Lust, Bestandteil der alltäglichen Idiotie zu sein. Die Tragödie auf dem Weihnachtsmarkt hat mir den letzten Rest gegeben.
Die Einladung
Einige standen in einer Schlange, andere in Grüppchen, ein Teil vor den Regalen mit den Sonderangeboten, ich mittendrin. Stille um mich herum, Leute mit starren Gesichtern, ausdruckslos wie ich selbst. Aber ich konnte es mir, wie die meisten hier, nicht leisten, einen Fehler zu machen.
Ich stellte mich in die Reihe derer, die vor dem Schokoladenagenten auf ihren Anteil warteten.
Das Fundament
Die Vereinheitlichung der Erdbevölkerung – das aktuelle Ziel der Weltregierung, eine beschlossene Sache. Schön sein macht glücklich. Eine wissenschaftliche Erkenntnis aus dem letzten Jahrhundert. Glückliche Menschen sind seltener krank. Eine These? Wie dem auch sei. Die Individualitätsfanatiker sind ins Nirwana verbannt, chancenlos sozialisiert. Das war mal anders. Ich habe es selbst erlebt.